Joselu dreht Spiel mit Doppelpack kurz vor Schluss
Champions League: FC Bayern scheitert dramatisch an Real Madrid – kein deutsches Finale gegen Borussia Dortmund
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Der große Wunschtraum des FC Bayern vom Wiedersehen in Wembley ist nach einem brutalen Doppelschlag in den Schlussminuten geplatzt.
Die Münchner ließen sich im Halbfinale der Champions League von Europacup-Monster Real Madrid in einer dramatischen Endphase regelrecht auffressen und verpassten die riesige Chance, den Himmelsstürmern von Borussia Dortmund ins Endspiel nach London zu folgen. Ein Patzer des lange überragenden Manuel Neuer leitete das bittere Aus ein.
Die über weite Strecken viel zu zaghafte Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel unterlag ihrem Angstgegner im Rückspiel in der "Hölle" von Bernabeu mit 1:2 (0:0) und muss am 1. Juni zusehen, wie die Königlichen mit dem BVB um den begehrten Henkelpott streiten.
"Manu, der uns den ganzen Abend über hervorragend gerettet hat, macht einen Fehler, den er in 100 Jahren nicht macht", sagte ein niedergeschlagener Tuchel nach dem Spiel bei "DAZN".
Auch Neuer selbst konnte sich den Fehler nicht erklären. "Jeder, der mal Fußball gespielt hat, weiß, wie ich mich gerade fühle", sagte er: "In der Situation habe ich den Ball etwas anders erwartet. Ich habe ihn eher auf Höhe des Brustkorbs erwartet. Als er auftischte, war es schwer für mich festzumachen. Dann geht er Richtung Hals, und ich konnte ihn nicht festhalten."
Die Bayern haderten aber auch mit einer krassen Fehlentscheidung des Schiedsrichter-Gespanns tief in der Nachspielzeit.
"Das ist ein absolutes Desaster", wütete Tuchel: "Die Spielszene muss zu Ende gespielt werden, das ist die Regel, vor allem wenn sie so nah am Tor ist, vor allem, wenn sie so knapp ist."
Was war passiert? Nach einem langen Ball auf Noussair Mazraoui in den Strafraum der Königlichen ließ der Marokkaner die Kugel prallen. Thomas Müller startete in Richtung Spielgerät und köpfte zu Matthijs de Ligt, der später ins Tor traf.
Im Moment von Müllers Abgabe aber hatte Schiedsrichter Szymon Marciniak bereits auf die gehobene Fahne seines Assistenten reagiert und die Szene abgepfiffen. Mazraoui soll bei dem langen Ball zuvor im Abseits gestanden haben. Diese enge Szene konnte aber vom VAR nicht mehr geprüft werden, weil bereits gefiffen wurde.
Das ist bitter
Thomas Tuchel
"Das ist bitter. Es ist eine Niederlage, bei der wir alles auf dem Platz gelassen haben. Wir müssen nichts bereuen", sagte Tuchel. "Ansonsten ein bisschen zu viel Verletzte, ein bisschen zu viele Krämpfe, ein bisschen zu viele Auswechslungen."
Auch die überraschende Führung durch ein Traumtor von Joker Alphonso Davies (68.) half nicht - auch weil Neuer vor dem Ausgleich durch Joselu (88.) einen Schuss von Vinicius Junior nicht festhalten konnte. Vier Minuten später schlug der frühere Hannoveraner erneut zu. Das Bernabeu bebte.
"Nun, es ist wieder passiert. Es ist schon so oft passiert. Fans, die uns antreiben, ein fantastisches Stadion, Spieler, die nie aufhören zu glauben - es ist einfach etwas Magisches", sagte Real-Coach Carlo Ancelotti.
Im 28. "Clasico de Campeones" verpassten die Bayern zum achten Mal nacheinander einen Sieg über Real, der nach dem 2:2 im Hinspiel so dringend erforderlich war. Madrid mit dem diesmal wirkungslosen Toni Kroos und Abwehrchef Antonio Rüdiger fordert zum dritten Mal nach Frankfurt 1960 (7:3) und Leverkusen 2002 (2:1) ein deutsches Team im Endspiel der Königsklasse. Rüdiger gab die Vorlage zum Siegtor.
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"Das sind die Momente und Tage, von denen man träumt", hatte Tuchel vor dem Anpfiff bei "DAZN" gesagt - ähnlich, wie er es seiner Mannschaft schon am Vorabend eingebläut hatte. Doch während die Bayern zu viel träumten, schien Madrid an seine Final-Chance zu glauben. "Real stirbt nie", heißt es ja.
Die Münchner fanden in der Kabine ein zweites Zuhause wieder, unter dem Motto "Wir kämpfen in Schwarz für alle in Rot" war die Umkleide in ihren Farben gestaltet. Im Inneren des Fußball-Tempels jedoch wurden die Bayern, darunter die Ex-Bosse Oliver Kahn (mit Bierchen) und Hasan Salihamidzic (im Trikot), unter dem geschlossenen Dach von einer hitzigen Atmosphäre empfangen. Die Hoffnung von Sportvorstand Max Eberl, "das Ding hier" mit Mut und Courage "zur Ruhe" zu bringen, erfüllte sich nicht.
Real spielt "mit Köpfchen"
Real spielte wie von Trainerfuchs Carlo Ancelotti gefordert "mit Köpfchen" und viel Tempo. Tuchels mutige Formation ohne Routinier Thomas Müller und Leon Goretzka hatte Mühe dagegenzuhalten. Bei den wenigen frühen Nadelstichen rettete Kroos vor Leroy Sane (5.) oder fand Serge Gnabry Sturmspitze Harry Kane nicht (8.).
Nach einem Einwurf verhinderten nur Neuer und der Pfosten gegen Hinspiel-Doppelpacker Vinicius Junior und Rodrygo das 1:0 (13.). Tuchel ruderte mit den Armen: "Aufwachen!"
In der 27. Minute war Tuchels Plan, mit "Aggressivität" über die Flügel zu kommen, endgültig passe. Gnabry musste verletzt runter, Davies kam. Ein Schuss von Kane (28.) verfehlte knapp das Tor, doch die Bayern machten sich das Leben weiter selbst schwer mit unnötigen Abspielfehlern.
Tuchel schimpfte und haderte. Auch, weil aus seiner Mittelfeldzentrale mit Konrad Laimer und Aleksandar Pavlovic keinerlei Kreativität entsprang und Zauberfuß Jamal Musiala in der Luft hing.
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Davies trifft per Schlenzer zur Führung
Die Pause half zunächst, doch bald war Real wieder am Drücker. Der trickreiche Vinicius machte mit Joshua Kimmich, was er wollte. Neuer vereitelte reihenweise beste Gelegenheiten - bis zum Gegenstoß von Davies, der per Schlenzer traf.
Der vermeintliche Ausgleich von Madrid durch ein Eigentor von Davies (71.) wurde wegen eines vorangegangenen Fouls von Nacho an Kimmich nicht anerkannt. Doch in einer hektischen Schlussphase traf Real die Bayern eiskalt ins Herz.